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Entscheidungen mit einer Prise Bewusstsein (Brain Kitchen)

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Brain Kitchen - Rezepte für's Gehirn. 
Heute: Leckere Entscheidungen mit einer Prise von Bewusstsein
Wissen Sie warum Sie sich auf eine bestimmte Weise verhalten? Ärgern Sie sich manchmal über Ihr Verhalten und Ihre Entscheidungen? Tun Sie sich schwer damit, etwas zu ändern, was Sie gerne anders machen würden? Dann versuchen Sie es doch mal mit mehr Bewusstsein! Die Neurowissenschaften zeigen nämlich zunehmend auf, dass vieles unbewusst abläuft, aber auch, dass man lernen kann sein Gehirn bewusster zu benutzen.

Wo liegt das Problem?
An folgendem Beispiel aus der Psychologie zeigt sich, wie unser Handeln aufgebaut ist.
Becker beschreibt eine Alltagshandlung wie folgt:
  1. Prinzip: Sei ein netter Mensch
  2. Programm: Biete Deinen Gästen etwas zu trinken an
  3. Beziehung: Fülle Kaffeepulver in die Maschine
  4. Sequenz: Fülle den Meßlöffel mit Kaffeepulver
  5. Veränderung: Tauche den Meßlöffel in die Kaffeedose
    (...)
(Becker, zitiert nach Grawe; s.u.)




Unser kleinstes Handeln leitet sich also je nach Situatuon von einem allgemeinen Prinzip oder Ziel ab.

Aus neurowissenschaftlicher ist aber nur der zweite Schritt bewusst. Das erste Ziel bleibt meist unbewusst, da es ein generelles Prinzip ist, das wir erlernt und verinnerlicht haben. Es wäre zu mühsam, solche generellen Prinzipien (oder kognitiven Schemata) immer wieder neu zu erinnern, bewusst zu durchdenken und alle relevanten und ergänzenden Prinzipien abzuwägen.

In unserem Gehirn ist der präfrontale Kortex für solche Überlegungen und Entscheidung zuständig. Auch wenn das nicht einfach darzustellen ist, kann man sagen, dass dieses Gehirnzentrum darauf spezialisiert ist Regeln für Situationen zu erlernen, die Belohnungen versprechen. Regeln und Siutationen, die Strafen versprechen werden gemieden (neuronal: "gehemmt"). Diese Regeln erlernen wir im Laufe unseres Aufwachsens und unseres ganzen Lebens. Aus diesen Regeln werden Ziele gebildet und je besser diese Ziele (oder Zielhirarchien) etabliert sind desto automatischer und unbewusster werden sie aktiviert. Ein Ziel ist umso etablierter, desto mehr es Belohung verspricht. Belohnungen und Bestrafungen erfahren wir durch Erziehung und den Umgang mit anderen Menschen. Wenn wir uns gut verhalten, belohnt uns die Reaktion anderer. Und diese Erfahrungen werden immer unbewusster und immer unstrittiger, weil sich ja die gesamte Gemeinschaft daran orientiert.
Zur Vertiefung und als Beleg: Klaus Grawe (2004): Neuropsychotherapie, Hogrefe (S. 109 ff.).

Was bringt's?
In unserem Beispiel lautet das (meist unbewusste) Ideal: "Ich will ein guter Mensch sein". Dem können wir sicher nicht widersprechen und das ist auch vollkommen einleuchtend. Aber Vorsicht: Das ist sehr pauschal und was wir davon ableiten kann sehr unterschiedlich sein. Wenn wir die falschen Schlüsse ziehen, dann können diese für uns schädlich sein, z.B. wenn es zu einer zu großen Aufopferung für andere führt.

Ausserdem können solche unbewussten Prinzipien zu einem kompletten Lebensplan führen, der eigentlich schlecht zu uns passt, auch wenn wir gar nicht erkennen können, dass das so ist: Wenn man sich für einen bestimmten Beruf entschieden hat, dass zieht man den durch, egal wie man sich dabei fühlt und egal was dafür erforderlich ist. Das meist unbewusste Prinzip ist dann nämlich: "Ich will erfolgreich, angesehen und gut verdienend sein"; was ja pauschal jeder gut fände. Daraus leiten sich dann die bewussten Ziele ab: z.B. "...ich muss mehr leisten als alle anderen...", "...ich muss mich gegen andere durchsetzen...", "...ich muss immer weiter aufsteigen..." oder "...die Familie muss auf den Beruf Rücksicht nehmen...".

Übung: Was leitet mich und woher kommt das (und ist das richtig)?
Diese Übergeordneten, unbewussten Prinzipien, Ziele, Einstellungen haben großen Einfluss auf uns.
Ein erster Schritt ist sich also bewusst zu machen, wovon sich also unsere momentane Absicht gerade ableitet:
"Gäste bewirten" kommt von "Ein guter Mensch sein"
"Überstunden machen" kommt von "Erfolg/Beruf sind das wichtigste"

Was macht man jetzt aber mit der Erkenntnis?  In einem zweiten Schritt muss man das Prinzip hinterfragen:
"Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich keinen Kaffee anbiete?"
"Bin ich ein wertloser Mensch , wenn ich nicht den besten Job überhaupt habe?"

Wenn Sie mehr über Ihre Entscheidung lernen wollen, dann...:
1) ...Achten Sie darauf, wenn Sie sich unwohl fühlen
2) ...Überlegen Sie sich sich, welche Entscheidungen Sie gerade getroffen haben
3) ...Suchen Sie nach dem Prinzip/Ziel, dass Sie zu dieser Entscheidung geführt hat
4) ...Überlegen Sie sich, ob Sie das Prinzip richtig anwenden oder ob Sie das einfach nur so gelernt haben.






Wenn Sie diese vier Punkte nebeneinander auf ein Blatt Papier schreiben haben Sie automatisch eine Tabelle mit der Sie viel über sich lernen und Ihre neuen Einsichten sammeln können.
1) Verhalten, das Unwohlsein auslöst
(Beispiel: Immer Jemanden helfen, der aber nichts für mich tut)
2) Problematische Entscheidung
(Beispiel: Man muss Anderen helfen)

3)Ursache (Prinzip)
(Beispiel: Ich möchte ein guter Mensch sein und dazu gehört Anderen zu helfen)

4) Kritisches Hinterfragen
(Beispiel: Bin ich...: ein schlechter Mensch, wenn ich nicht jedes Mal Jemanden helfe, der mir auch nichts hilft?)

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